EXISTENZKRAFT
Bleiben. Ohne Versicherung.
Im Bleiben wird etwas geboren.
Eine Präsenz –
die nicht mehr verhandelt.
Nicht bittet. Nicht kämpft.
Sondern da ist.
Megaloriah zeigt diese Präsenz.
Durch den rohen, unverstellten Blick
jener Frauen, welche die Seite tragen.
Diese Präsenz ist kein Opferblick.
Kein wütender Blick.
Es ist ein durchdringender, nackter Blick.
Der Blick eines Nervensystems, das sagt:
Ich bin. Auch hier.
Ohne Sicherheit. Ohne Garantie.

Ich selbst wurde zum Halt.

Es gab Menschen,
die hatten nie eine Wahl.
Und genau darin haben sie eine Wahl getroffen:
Sie haben sich nicht verraten.
Sie sind geblieben.
Ohne Halt. Ohne Zuspruch. Ohne Garantie.
Sondern mit Würde.
Nur wer bleibt, findet diese Würde.
Das ist Würde ohne Garantie.

Mitunter mussten sie tragen,
was sie nie hätten tragen dürfen –
aber sie haben es nicht zurückgegeben.
Sie haben es gehalten.
Nicht, weil es leicht war.
Sondern weil sie wussten:
Ich verlasse mich nicht.

Wir hingegen –
bei uns drückt es oft schon,
wenn ein Hauch von Schmerz uns berührt.
Wir haben gelernt – auszuweichen.
Uns kleinzuhalten, uns zu entschuldigen.
Oder Kontrolle als Schutzschild zu nehmen.

Doch hier ist der Moment,
nicht mehr daran teilzunehmen.
Bleiben ist ein Archetypus.
Weil Bleiben die einzige Würde ist,
die tiefer trägt als jede Garantie.
An dieser Stelle wird der Preis
des Selbstverrats höher,
als jede Angst vor Ablehnung.
Wer das versteht, befreit sich.
Dort endet der Punkt,
ins Bodenlose der Ohnmacht zu fallen.

Das ist zutiefst verbindend.
Wenn inneres Bleiben unausweichlich wird,
dann endet Selbstverlassenheit.
Ein Halten-Können entsteht,
das nicht in reaktives Handeln verfällt.
Zum ersten Mal wirst du wirklich offen,
weil du dich – durch dich – halten kannst.
Das ist zutiefst verbindend –
weil du in Kontakt mit dir bist.
Gelegentlich sieht es trennend aus –
aber nur auf der Reinszenierungsebene.
Du bleibst –
nicht, weil das Ziehen aufhört –
sondern weil kein Selbstverrat mehr möglich ist.
Es ist der innere Raum,
den du bewohnbar machst –
bis er dich trägt.
Er wird dein Maßstab für Verantwortung.

Nicht das Kind, das getröstet werden will –
ist das Zeichen deiner Reife.
Sondern jene Präsenz,
die das Kind führt, anstatt sich führen zu lassen.
Auch wenn niemand kommt.
Auch wenn niemand blieb.
Weil dieses Kind, das alles in sich trägt –
wünscht sich niemanden da draußen.
Es wünscht sich dich.

Präsenz ist der Maßstab.
Sieh selbst –
die Frau, die Megaloriah mit ihrer Präsenz trägt.
Sie schreit nicht.
Sie erklärt nichts.
Sie ist einfach da.
Und dieses Ich bin"
sprengt alles,
was wir in uns noch klein halten.
Noch bemitleiden. Noch entschuldigen.
Unverhandelbarkeit ist kein Lärm.
Sie ist Stille,
die sich nicht mehr entschuldigt.
Unverhandelbarkeit trägt.
Ohne Schutzschild. Ohne Trost. Aber mit allem.
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